Irgendwas mit Daten
KI, Marken, Analytics, Mediaplanung, DAM, PIM etc.
Ich mache etwas mit Daten
KI, Marken, Analytics, Mediaplanung, DAM, PIM etc.
2019 feiern wir das 25. Jahr Suchmaschinenoptimierung. SEO war über all die Jahre ein Rennen zwischen Optimieren, Manipulatoren und Suchmaschinen. Suchmaschinen suchten immer nach schwer bzw. aufwändig zu manipulierenden Validatoren als Ranking-Faktoren. Googles Page Rank – grob gesagt, die Links auf eine Seite als Relevanz-Kriterium – ist nun auch schon über 20 Jahre alt. Jetzt kommen die Bilder also SEO-Kriterium dran. So banal, wie das zuletzt in einem t3n-Artikel beschrieben wurde, ist es aber leider nicht. Google kann nämlich erheblich mehr als einfach nur einen Dateinamen auslesen, den ALT-Tag analysieren, den Kontext beurteilen sowie Dateiformate oder Bildauflösungen beurteilen.
Dies wird nach meiner Einschätzung die neue Sau werden, die während der kommenden Jahre durch die Online-Dörfer getrieben wird. Die vergangenen Jahre waren durch die Content-Produktion im Bereich Wording geprägt und Content-Marketer scheinen leider noch immer kaum Gedanken an visuellen Content zu verschwenden. Zumindest deuten das die jüngst in Lead digital von Karsten Lohmeyer genannten Trends an. Doch jetzt erreicht uns die Bilder-Welle mit ungeahnter Kraft. Ist die Antinomie zwischen Voice-Search und Bilder-SEO nicht eigenartig? – Auf der einen Seite Suche mit Wörtern und auf der anderen Seite Bewertung durch Bilder? – Seit Instagram, Pinterest und Tumblr stiegen die Anforderungen hinsichtlich Quantität und Qualität des Bildmaterials stetig. Tolle, ansprechende Fotos in gewaltiger Zahl sind mittlerweile notwendig – auch wenn die Textproduktion freilich nicht vernachlässigt werden darf.
So genau kann ich mich nicht mehr erinnern. Wahrscheinlich sind es etwa drei oder vier Jahre, seit es Seiten ohne offensichtliche Textoptimierung schaffen, die ersten Plätze der Ergebnislisten zu belegen. Was im ersten Moment eigenartig erscheint, kann natürlich verschiedene Ursachen haben. Google könnte beispielsweise merken, dass die Nutzer genau diese Seiten für die korrelierten Keywords bevorzugen. Sie kennen wahrscheinlich die Geschichte mit den häufig wechselnden Treffern auf den hinteren Plätzen der ersten Ergebnisseite. Im Allgemeinen geht man davon aus, dass Google hierbei testet. Analysiert man die Struktur und die Inhalte der hinter den textarmen Seiten liegenden Inhalte, so konnte man in der Vergangenheit feststellen, dass diese sehr wohl textoptimiert waren.
Im Dezember war ich in Sevilla und hatte keinen Reiseführer dabei. Ich musste zunächst mit Google Trips und TripAdvisor auskommen. Dann stand ich an der Plaza de España, es war schönes Wetter, schnell ein Foto gemacht und dann – ein neues Symbol unterhalb des Fotos in Google Fotos. Ein Klick und schon war sie da, die Information über meinen Aufenthaltsort und die Möglichkeit, den Wikipedia-Eintrag direkt abzurufen (siehe Abbildung). Während das an dieser Stelle vielleicht nicht ganz so schwierig war – natürlich hatte ich die Standortermittlung freigeschaltet und die Geokoordinaten waren somit im Foto enthalten – kann Google noch viel mehr.
Im zweiten Beispiel sehen Sie eine Frau, die ein Foto des Op-Art-Künstlers Victor Vasarely im Städel Frankfurt aufnimmt (hervorragende Ausstellung übrigens). In Googles überwältigender Manier wird zunächst der Pulli der Fotografin interpretiert. Damit kann zukünftig Geld verdient werden. Sie sehen das in der zweiten Abbildung. Ob das Kleidungsstück tatsächlich von Marc o’Polo ist? – Vermutlich nicht. Deutlich wird, dass eine „Bilder-SEO“ in einer völlig neuen Art und Weise entwickelt werden muss. Billiges Stuffing oder Bild-Gestammel werden nicht zielführend sein.
Nehmen Sie ab und an Fotos mit einem Android Smartphone auf? – Befördern Sie diese Fotos zu Google Fotos? – Dann haben Sie sicher schon hin und wieder Anmerkungen von Google zu ihrem Bildmaterial bekommen. Da werden zum Beispiel Belichtungskorrekturen vorgeschlagen etc.
Google kann also sehr viel mehr, als Sie in der Search Console einfach auf ein wenig taugliches Dateiformat und übertriebene Datenmengen aufmerksam machen. Die Suchmaschine kann die Qualität von Bildern bereits in ganz anderer Hinsicht beurteilen. Es geht weit über Umfeld-Inhalte hinaus; der Inhalt der Bilder und die Qualität derselben werden direkt analysiert. So ist es nur eine Frage der Zeit, bis diese ein relevantes und ausgesprochen schwierig zu manipulierendes SEO-Relevanzkriterium werden, wenn sie es nicht bereits jetzt schon sind. Natürlich sind Bilder manipulierbar – nur ist dies unendlich viel teurer als Texte zu optimieren.
Im Social Media Monitoring wird das Bild-Thema schon um einiges ernster genommen. So verfügt beispielsweise Talkwalker über eine Bilderkennung. Interessant ist auch der Beitrag über zehn Bilderkennungstools, der sich im Talkwalker-Blog findet.
Aus meiner Sicht ist die strukturelle Beschäftigung hinsichtlich der Vermehrung des visuellen Content und dessen SEO-Tauglichkeit unbedingt erforderlich. Hier sollten einige Fragen mehr beantwortet werden, als dies beispielsweise Searchmetrics macht und darauf verweist, dass Google bei bildlastigen Themen wie Möbeln höhere Ladezeiten erlaubt.
Die Herausforderung wird darin bestehen, dass das was bisher als Keywords vom Betreiber der Website in den Text geschrieben wurden, plötzlich von Google selbständig und automatisch für Bilder gemacht wird. Es gibt also nichtmehr sowas wie die HIntergrund-Keywords bei Amazon, die selbstständig integriert werden können oder Keywords, die von Jobbörsen selbständig und manuell für Stellenanzeigen in Backends geschrieben werden. Der Suchmaschinenoptimierer ist also gezwungen herauszufinden, welche Bildqualität zu welcher Verschlagwortung führt. Es wird darum gehen, Metadaten so anzureichern, dass die entsprechenden Keywords möglicherweise übernommen werden. Google will lernen und im Bereich der Bilder kann es das durch Metadaten und Informationen, die aus den Bildern mittels Algorithmen selbständig erkannt werden. So kann es beispielsweise wichtiger werden, Produkte aus verschiedenen Ansichten zu zeigen, das Logo deutlich sichtbarer zu integrieren oder durch das Foto selbst eine Marke erkennbar zu machen. Laufen wir also los, produzieren wir mehr Bilder als bisher, lasst uns herausfinden, welche Merkmale der Fotos für Google (und vielleicht auch Amazon) wichtig sind. Das ist nicht alles – hören wir auf John Mueller und bauen wir großartige Websites, dann wird alles gut!