Covid-19-Situation in Aachen: Degressive Entwicklung in der vergangenen Woche

(Am 30.3.2020 leicht aktualisiert)
Corona nimmt uns alle mit. Ob es nun die konkrete Krankheit ist, das geschlossene Geschäft, Belastung durch dauerhaftes Homeoffice, notwendigen Schichtbetrieb etc. Aachen liegt nahe dem deutschen Hotspot Heinsberg und war früh ein Kreis mit mehr als 150 festgestellten Infektionen (am 15.3.2020). Vielleicht ist es deshalb schon jetzt ein Gebiet mit einer degressiven Entwicklung der dokumentierten Infektionen. Aber machen wir zunächst einen Schritt zurück:

Covid-19 verbreitet sich anfangs exponentiell – bis zum ersten Wendepunkt. Idealtypisch ist es – wie bei allen Diffusionen – eine Glockenkurve bzw. Normalverteilung. Es geht um den guten alten Gauss, den wir vielleicht schon in der Schule oder zumindest im Statistik-Unterricht an der Hochschule kennengelernt haben. Ob man die Methodik nun für das Marketing, in der Kommunikationswissenschaft oder für die Beurteilung der Verbreitung von Krankheitserregern nutzt, ist zweitrangig, denn die Ableitungen sind immer ähnlicher Natur. Wichtig ist für uns der erste Wendepunkt, das ist der Zeitpunkt, von dem an der absolute Zuwachs an festgestellten Infektionen geringer wird im Vergleich zu den vorigen Messzeitpunkten. In diesem Fall heißt das, dass die Verbreitungsgeschwindigkeit abnimmt und die getroffenen Maßnahmen anschlagen. In Aachen ist das derzeit tatsächlich so. Allerdings ist das nicht wirklich leicht messbar:

Zunächst müssen Tests durchgeführt werden. Sind diese ausreichend und repräsentativ? Es kann eben sein, dass Infizierte nicht zum Test gehen wollen oder abgelehnt werden. Zudem können zeitliche Ungleichverteilungen stattfinden, weil beispielsweise Teststellen ungleichmäßig besetzt sind. Schließlich kommt es immer wieder zu Verzögerungen bei der Meldung der Fallzahlen. Hierbei wird es im Nachgang zur Corona-Krise sicher zu Korrekturen kommen. Um diese Unwägbarkeiten auszugleichen, arbeitet man normalerweise mit Glättungen – d.h. bildet Durchschnittswerte oder fasst Zeiträume zusammen. Ich habe das für die Region Aachen einfach mit den Zahlen aus den Pressemitteilungen der Stadt Aachen gemacht.

15 Prozent Rückgang der Neuinfektionen

So stellt man erfreulicherweise fest, dass die Zahl der Neuinfektionen in den sieben Tagen vom 15.3. bis zum 21.3.2020 mit 361 erheblich höher lag als vom 22.3. bis zum 28.3.2020. Im jüngsten Zeitraum kamen nur 308 neue festgestellte Infektionen hinzu, es handelt sich also um einen Rückgang um rund 15 Prozent. Dies lässt in Anbetracht der langen Infektions- und Krankheitszeiträume hoffen. Möglicherweise schlagen die Maßnahmen der Bundes- und Landesregierung in der Region Aachen aufgrund der Nähe zu Heinsberg schneller an als in anderen Gebieten Deutschlands – durch die angesprochene Nähe verhalten sich die Menschen vielleicht anders. Am Samstag und Sonntag kamen jeweils weniger als 5 Prozent gemeldete Neuinfektionen hinzu. Ausreichend ist diese Rate wahrscheinlich noch nicht: Erst wenn ein Infizierter durchschnittlich weniger als einen Nicht-Infizierten ansteckt, kommt es zu einem absoluten Rückgang. Da sowohl die Inkubationszeiten als auch die Krankheitsverläufe lang sind, erlaube ich mir hierzu keine Aussage und warte auf zurückgehende absolute Zahlen der Infizierten.